Quereinsteiger Reto Hürlimann

Beinahe alle Branchen leiden unter einem grösseren Fachkräftemangel. Welche konkreten Massnahmen ergreift Ihr Unternehmen aktuell, um dem Fachkräftemangel entgegenzuwirken?

Seit 2015 bilden wir Jugendliche zum Entwässerungstechnologen EFZ oder Entwässerungspraktiker EBA aus. Ebenfalls ermöglichen wir Quereinsteigern (Damen und Herren) eine berufliche Karriere bei uns.

 

Sie beschäftigen immer wieder auch Quereinsteiger:innen. Weshalb sind diese für Ihr Unternehmen wichtig?

Die Quereinsteiger sind für uns unverzichtbar und machen den grössten Anteil unserer Neuanstellungen aus. Dies war historisch gesehen schon immer nötig, da unsere Branche erst seit 2015 Entwässerungstechnologen schweizweit einheitlich und mit anerkannten Abschlüssen ausbildet. In der ganzen Schweiz absolvieren jährlich zwischen 40 und 50 das Qualifikationsverfahren. Die Branche benötigt aber Minimum das Doppelte an Lehrabgängern.

 

Gibt es spezielle Aktivitäten, Tools, Programme oder Kooperationen, die Ihnen dabei helfen?

Wir bewirtschaften den passiven Arbeitsmarkt mit gelungenen Social Media Kampagnen. Dies ermöglicht uns den Zugang zu potenziellen Quereinsteigern. Zudem bietet unser Branchenverband sehr gute Einsteigerkurse an. Diese Weiterbildungen vereinfachen den Berufs-Einstieg wesentlich.

 

Was gibt es mit Blick auf Quereinsteiger:innen zu beachten? Welche Chancen gibt es und allenfalls auch welche Risiken? 

Wenn jemand bei uns arbeiten will und handwerkliches Geschick mitbringt sowie in einer guten körperlichen Verfassung ist, steht ihm alles offen. Wir bieten Weiterbildungen im Kanalunterhalt, der Kanalinspektion und der Kanalsanierung an. Somit kann für praktisch jeden etwas gefunden werden. Als Risiko sehen wir immer wieder, dass es schwierig sein kann in Kontakt mit dem Dreck anderer zu kommen. Dies kommt aber sehr selten vor, da wir dies im Anstellungsprozess bereits thematisieren.

 

Gibt es interne Weiterbildungs- oder Einarbeitungsprogramme, die sich bei Quereinsteiger:innen besonders bewährt haben?

Gerne verweise ich auf die bereits erwähnten Einsteigerkurse unseres Branchenverbands.

 

Haben Sie konkrete Beispiele, bei denen Quereinsteiger:innen besonders erfolgreich ins Team integriert wurden?

Ein gelernter Koch sowie ein gelernter Bäcker, beide sind vor 20 Jahren bei uns eingestiegen und haben alle Stufen unseres Handwerks durchlaufen. Beide sind vor ca. sechs Jahren in die Disposition des Kanalunterhalts gewechselt. Der eine ist heute Standortleiter in Baar und der andere in Einsiedeln.

Ein gelernter Motorradmechaniker hat ebenfalls das Handwerk von der Pike auf in unserem Betrieb gelernt und sich laufend weitergebildet. Heute ist er Abteilungsleiter in der Kanalsanierung.

 

Was empfehlen Sie den Unternehmen im Umgang mit dem Thema Fachkräftemangel?

Seit Jahrzehnten sind wir uns gewohnt, Quereinsteiger auszubilden. Wir mussten dementsprechend schon immer aktiv die Verantwortung in diesem Thema übernehmen und genau das empfehle ich allen. Ebenfalls zu empfehlen ist, dass man Innovation nicht nur predigt, sondern auch lebt. Dies zieht junge Menschen magisch an.

 

Zur Person

«Aufgewachsen als Sohn eines Transportunternehmers, zog es Reto Hürlimann zuerst in eine kaufmännische Ausbildung. Nach erfolgreichem Lehrabschluss und der Ausbildung zum Motorfahrer-Offizier in der Schweizer Armee entschied er sich, definitiv in die Transportbranche zu wechseln. Nach verschiedenen beruflichen Stationen und der Weiterbildung zum Eidg. dipl. Betriebsleiter im Strassentransport trat er 2010 in die Familienunternehmung R. Hürlimann AG Transporte ein. Zudem erwarb er im Jahr 2012 zusammen mit drei Partnern die Fretz Kanal-Service AG und übernahm deren operative Leitung. Beide Firmen entwickelt er laufend zu modernen und innovativen Unternehmen weiter, welche mittlerweile gesamthaft

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