„Wie eine Schnupperlehre light»
Am Gewerblich-industriellen Bildungszentrum Zug werden diese Woche rund 500 Jugendlichen 25 Berufe vorgestellt.
Es wird geschnippelt, gerollt, gesprüht und geföhnt. Im Klassenzimmer der Coiffeuse und Fachlehrerin Tanja Müller am Gewerblich-industriellen Bildungszentrum Zug (GIBZ) arbeiten zehn Schülerinnen an Echthaarpuppenköpfen, deren Haare sie in Dauer- oder Fingerwellen legen, mit Heizgeräten behandeln, frisieren oder gar schneiden dürfen.
Dies ist einer der dreistündigen Schnupperkurse für Zuger Oberstufenschülerinnen und -schüler, die zurzeit im Rahmen der Einblickstage am GIBZ stattfinden. Gesamthaft werden rund 25 Berufe vorgestellt, acht davon direkt in Zuger Betrieben. Es sind handwerkliche Berufe vertreten, aber auch solche im Pflege- und Dienstleistungsbereich.
«Vom Koch über die Schreinerin oder Informatikerin zum Pfleger und kaufmännischen Angestellten ist alles vertreten», zählt Fachlehrer Roland Frei auf, der die Einblickstage am GIBZ für die Oberstufenschülerinnen und -schüler des Kantons Zug organisiert. Dabei handelt es sich um eine Zusammenarbeit des GIBZ mit dem Gewerbeverband, den öffentlichen Schulen und der Wirtschaftskammer.
Einführung durch Lernende
«Das ist eine hochmotivierte Gruppe», freut sich Fachlehrerin Tanja Müller, die selbst Teilzeit als Coiffeuse in Emmenbrücke arbeitet und den Kurs leitet. Letztes Jahr hätten die Schülerinnen sich gegenseitig die Haare behandelt. «Das ging aber zeitlich nicht so gut auf. Ausserdem mussten natürlich am Ende alle Haare wieder trocken und präsentabel sein.» So entschied sie sich dieses Jahr für die Bearbeitung von Puppenköpfen.
In den Beruf eingeführt worden waren die Interessentinnen zuerst mit einem theoretischen Teil. «Wir erklärten ihnen, welche Anforderungen der Beruf stellt, welche Inhalte vermittelt und welche Hauptaufgaben erfüllt werden müssen. Auch Weiterbildungsmöglichkeiten waren ein Thema», berichtet die Fachfrau. Zwei Lernende hätten sie dabei unterstützt und von ihren Erfahrungen berichtet.
«Den Einsatz von Lernenden empfehle ich für die Einführungstage besonders», betont Frei. «Sie begegnen den Schülerinnen und Schülern auf Augenhöhe und stehen selbst mitten in ihrer Ausbildung, können also ganz aktuell berichten.» Die Verantwortlichen würden die einzelnen Module so praxisnah wie möglich gestalten. «Ziel ist es, jetzt und für die Zukunft möglichst viele motivierte Jugendliche für eine Berufslehre zu gewinnen, die später als Ausgelernte die Wirtschaft unterstützen.» Geleitet werden die Module von Fachlehrpersonen des GIBZ. Der Anlass findet bereits zum sechsten Mal statt. Es nutzen jedes Jahr rund 500 Jugendliche das freiwillige Angebot. «Manche erscheinen sehr gut vorbereitet, haben sich einen Plan der Module gemacht, die sie besuchen wollen und sind sehr interessiert.» «Es ist gut, wenn die Jugendlichen in der Oberstufe auf den Anlass und die Module vorbereitet werden.»
Am Ende jeder Mini-Schnupperlehre füllen die Teilnehmenden einen kurzen Fragebogen aus, auf dem sie eine Rückmeldung und ihre Kontaktdaten angeben, falls sie weitere Informationen wünschen.
Weniger Betriebe setzen auf eine Schnupperlehre
«Dieses Angebot geht viel weiter als eine übliche Berufsschau wie etwa die Zentralschweizer Bildungsmesse Zebi, bei der man sich an Ständen kurz informiert.» Hier würden die Jugendlichen selbst Hand anlegen und den Beruf erleben dürfen. «Die Einblickstage sind wie eine Schnupperlehre light.»
Heute würden immer weniger Betriebe Schnupperlehren anbieten können, sodass die vier Einblickstage für die Jugendlichen eine gute Alternative seien. «Ausserdem unterstützen wir damit das Gewerbe und die Wirtschaft.»
In der Schreinerwerkstatt des GIBZ ist der Kurs gerade vorbei. Die zwölf Teilnehmenden, unter denen sich auch fünf junge Frauen befinden, verlassen fröhlich schwatzend und mit ihrem Werkstück in der Hand die Schulungsräume. «Jeder und jede Jugendliche hat selbst einen Handyhalter aus Holz hergestellt», berichtet der Fachlehrer Willy Bissig.
Cornelia Bisch, 07.04.2022