Übergeben heisst loslassen

Bei der Unternehmensweitergabe setzen sich Eigentümer und Nachfolger intensiv mit juristischen und finanziellen Aspekten auseinander. Den emotionalen Herausforderungen wird dabei oft zu wenig Rechnung getragen.

 

Unternehmer stecken viel Herzblut und oft grosse Teile ihres Vermögens in die eigene Firma. Gleichzeitig haben sie viele Rollen: Sie sind Geschäftsleute, Mütter oder Väter, Arbeitgeber und Privatpersonen. Kein Wunder also, ist es eine komplexe und äusserst emotionale Angelegenheit, wenn das Lebenswerk an die nächste Generation oder in fremde Hände weitergegeben werden soll.

 

Emotionen bewältigen
Die Nachfolgeplanung löst nicht selten Besorgnis aus. Manche Unternehmer empfinden die Firmenübergabe als Verlust von Einfluss und gesellschaftlichem Status. Denn das soziale Netzwerk, das teilweise eng mit der Firma verflochten ist, könnte sich schnell verkleinern. Je länger man mit dem Unternehmen verbunden war, desto eher fühlt man sich unersetzlich und der zukünftige Lebensinhalt ist ungewiss. Die Nachfolge- und Vorsorgeplanung werden daher oft aufgeschoben, obwohl hinlänglich bekannt ist, dass diese frühzeitig in Angriff genommen werden sollten, nicht zuletzt deshalb, um sein Lebenswerk und seine Familie gegen Unerwartetes zu schützen. Und selbst bei weitsichtiger Planung kann es passieren, dass alles vor der Unterzeichnung der Verträge ins Wasser fällt. Der abtretende Eigentümer und der Nachfolger setzen sich sehr oft mit den juristischen und finanziellen Aspekten auseinander, lassen aber die emotionalen Faktoren ausser Acht.

 

Einfluss unterschiedlicher Übergabemodelle
Emotionale Aspekte haben nicht bei jedem Übergabemodell dieselbe Bedeutung. Je nachdem, ob man an Dritte verkauft, an die Nachkommen oder ans Management, kommen diverse Mechanismen zum Tragen. Bei der Übergabe an eine Drittpartei stehen tendenziell der Übergabepreis und das Fortbestehen des Unternehmens im Vordergrund. Bei der familieninternen Nachfolge liegen die Herausforderungen möglicherweise in der Familienkonstellation. Wesentlich ist, sich rechtzeitig aller Aspekte anzunehmen und Emotionen genügend Raum zu lassen.

 

Checkliste Nachfolgeplanung
Persönliche Vorbereitung:

  • Sich emotional auf die Unternehmensweitergabe vorbereiten («loslassen»), zukünftige Rolle und Selbstbild definieren
  • Zielkonflikte zwischen persönlichen und familiären Zielen (Ehevertrag, Testament) verhindern
  • Vorzeitig festgelegtes Nachfolgemodell hinterfragen, Umsetzungsalternativen und Handlungsoptionen prüfen («Plan B»)
  • Externe Einschätzung des Unternehmenswerts mit eigener Preiserwartung abgleichen
  • Privatvermögen und Unternehmen frühzeitig entflechten
  • Realistischen Zeitplan definieren

 

Vorbereitung des Unternehmens für Unternehmensnachfolge:

  • Strategische Attraktivität des Unternehmens und des Geschäftsmodells für Dritte evaluieren, Interesse für Übernahme innerhalb Familie oder Management abklären
  • Wesentliche Unternehmens- und Finanzinformationen für Aussenstehende nachvollziehbar darstellen
  • Nachhaltige Management- und Personalstrukturen schaffen, Abhängigkeiten von bisherigem Inhaber reduzieren
  • Zeitpunkt für Kommunikation wählen (Vertraulichkeit und Transparenz gegeneinander abwägen)
  • Rechtliche und steuerliche Rahmenbedingungen und Implikationen prüfen

 

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Am Puls des Unternehmertums
Am Nachfolgeanlass vom 18. Juni bei der Druckerei Odermatt in Dallenwil unterhält sich Moderator Kurt Aeschbacher mit zwei Unternehmern und will es ganz genau wissen: Welche Emotionen haben die beiden bei ihrer persönlichen Nachfolgeregelung besonders bewegt?

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