ESAF 2019 – eine spezielle Gabe
Im Sport würde man von einer grossen Erwartungshaltung sprechen. Der Anspruch war nichts Geringeres als das grösste Schwing- und Älplerfest nach Zug zu holen. Neben grossen Erwartungen stand das Team von Heinz Tännler auch vor grossen Herausforderungen.
Infrastruktur
Um dem ganzen eine Dimension zu geben: der Kanton Zug umfasst rund 130’000 Einwohner, das Komitee erwartete vor dem Fest rund 300’000 Besucher und Besucherinnen in 3 Tagen. Platz finden sollten diese in der grössten Mobilen Arena der Welt. 56’500 Arenaplätze wurden benötigt für diesen weltmeisterlichen Titel. Über 70 Hektaren an Fläche wurde für das gesamte Festgelände beansprucht.
Soweit die Ausgangslage. Während viele Sportteams an grossen Erwartungen scheitern, wurden beim ESAF 2019 alle Erwartungen übertroffen. Rund 420’000 Besucher verzeichnete das Schwing- und Älplerfest in Zug. Die Superlative wiederspiegelte sich allerdings nicht nur in der Zuschauerzahl nieder, die organisatorische Meisterleistung war auf allen Ebenen zu erkennen. So kamen 90% der Besucher mit den ÖV. Der speziell geschaffene Fahrplan fürs ESAF bewährte sich nicht nur bei den Besuchern, auch die ZVB zieht eine positive Bilanz. «Die friedliche Feststimmung war auch in unseren Bussen spürbar.» schrieb das Unternehmen.
Die gute Stimmung schlug sich auch im Konsum nieder. 14’000 Liter Wein, 230’000 Liter Bier, 200’000 Liter Mineralwasser und 100’000 Liter Süssgetränke wurden ausgeschenkt. Einen Engpass gabs beim Weisswein zu verzeichnen, der am Sonntagnachmittag auszugehen schien. Freddy Trütsch kommentierte: «Die Leute haben wohl mehr getrunken als sonst.» Doch diese Hürde wurde genommen und rechtzeitig für Nachschub gesorgt. Ein Einflussfaktor für das Trinkverhalten war sicherlich das Wetter, bei über 30 Grad kamen die Besucher in den Genuss des Schwingsports. Auf weitere Analysen des Trinkverhaltens im Kanton Zug werden in diesem Bericht verzichtet. Angesichts dieser Zahlen erstaunt auch das positive Fazit der Blaulichtorganisationen. «Schürfungen, Prellungen und einzelne Streitigkeiten» – resümieren die Organisationen. Insgesamt waren über 6’000 unermüdliche Helferinnen und Helfer im Einsatz, die diesen einzigartigen Event ermöglichten.
Nachhaltigkeit
Nicht nur die Grössenordnung setzte neue Massstäbe, das OK setzte sich zum Ziel das erste klimaneutrale Schwing- und Älplerfest zu organisieren. Es war das erste Schwingfest, welches ein umfassendes Nachhaltigkeitsmanagement beinhaltete.
Dabei stützte sich das Management auf die drei Dimensionen Wirtschaft, Gesellschaf und Ökologie. Das Fest legte wert auf eine regionale Wertschöpfungskette, sowie ein ausgeglichenes Ergebnis. Auf der gesellschaftlichen Ebene wurde eine 80% Zufriedenheit der Anwohner, betreffend Lärm, angestrebt. Zusätzlich wurde ein besonderes Augenmerk auf die Behindertengerechtigkeit gelegt.
Die Anforderungen an die ökologische Dimension waren hoch angesetzt und wurden trotzdem übertroffen. Die angestrebten 80% der Besucher sollen mit den ÖV anreisen. Wie eingangserwähnt waren es schlussendlich rund 90%. Die zur Verfügung gestellten Parkplätze waren bis am Sonntag nur zu 50% ausgelastet gewesen. Der Strom wurde zu 100% aus erneuerbaren Energien gewonnen und 4 von 5 Werbeblachen sollen wiederverwendet werden.
Der Abfall war ebenfalls ein wichtiger Eckpfeiler in der Planung. Der Grossanlass war kurz nach Ende wieder sauber. Die Besucher hatten dabei einen grossen Anteil, gemäss Freddy Trütsch. Neben den Besucher war das Abfall-Konzept von entscheidender Bedeutung. So wurde der Abfall seit Mittwoch kontinuierlich vom Festgelände abtransportiert. Durch den unermüdlichen Einsatz der «Chrampfer» während der Nacht, wurde eine übermässige Verschmutzung von Beginn an verhindert.
Das ESAF ging ebenfalls eine Partnerschaft mit myclamte ein. Unter dem Slogan “Cause We Care” konnten die Festteilnehmer freiwillig einen Beitrag zum Klimaschutz leisten. Jeder Beitrag der Besucher wurde vom OK verdoppelt. Aus diesem Nachhaltigkeitstopf werden lokale, sowie internationale Klimaschutzprojekte unterstützt. Damit wurden die CO2 Emissionen des Festes kompensiert.
Zuger Gewerbe
Bei über 400’000 Zuschauern, durfte auch das Zuger Gewerbe profitieren. Heinz Tännler, der ebenfalls Finanzdirektor des Kantons Zug ist, schätzte die gesamt Wertschöpfung fürs Zuger Gewerbe vor dem Fest auf ca. 35-40 Millionen CHF. Genauere Zahlen liegen nach dem Fest noch nicht vor. Das OK legte in ihren Zielen eine regionale Einbindung des Gewerbes fest. Im Beitrag des SRF wurden zwei Mitglieder des Zuger Gewerbeverbandes beleuchtet. So produzierte Treichler ca. 20’000 Zuger Kirschtorten für den Anlass. Weil die Zuger Kirschtorte eine geschützte Marke ist, darf diese nur im Kanton Zug hergestellt werden. Um dieses riesige Aufkommen zu bewältigen, waren alle Konditoren im Kanton gefragt. Auch die sonst Umkämpfte Sanitär-Branche schloss sich für den Grossanlass zusammen. Um die 700 Sanitäranlagen aufzustellen und an die Kanalisation anzuschliessen, taten sich 6 lokale Sanitärunternehmen zusammen.
Die Vorfreude auf das Eidgenössisches Schwing- und Älplerfest war riesig, genauso wie die Erwartungen. Wenn das ESAF von einem Fest der Superlative spricht, dann ist das berechtigt. Das Komitee hat gezeigt, was mit grossem Einsatzwillen alles möglich ist. Es hat nicht nur die Schweiz näher an den Kanton gebracht, sondern auch der Kanton ist zusammengerückt. Zug konnte sich während den drei Tagen von der besten Seite präsentieren und machte ausserordentliche Werbung in eigener Sache. Der reibungslose Ablauf des Festes wurde von Zuger Gewerblern geplant und vom Zuger Gewerbe mitgetragen. Nachhaltigkeit wurde grossgeschrieben, genauso wie Lokalität und Innovationskraft. Durch das Fest konnten sich Gewerbler neues Knowhow in neuen Dimensionen aneignen und können dieses nun weitergeben. Rückblickend darf man also stolz sagen: Das ESAF war ein Gewinn für alle.