Commitment zu fairen Chancen in der Berufswahl und bei der Lehrstellenbesetzung verabschiedet

Offene Lehrstellen sollen frühestens im August des Jahres vor Lehrbeginn zur Bewerbung ausgeschrieben und Lehrverträge frühestens ein Jahr vor Lehrbeginn abgeschlossen werden. Zudem sollen die kantonalen Berufsbildungsämter die Lehrverträge frühestens im September des Jahres vor Lehrbeginn genehmigen. Auf diese Grundsätze zur Berufswahl und Rekrutierung von Lernenden haben sich die Verbundpartner der Berufsbildung – Kantone, Organisationen der Arbeitswelt und Bund – geeinigt. Alle Akteure der Berufsbildung sind aufgerufen, im Interesse einer sorgfältigen und zeitlich gut abgestimmten Berufswahl und Rekrutierung, dieses Commitment mitzutragen.

Die Berufsbildung bietet Jugendlichen eine attraktive und solide Grundlage für die lebenslange fachliche und persönliche Weiterentwicklung. Den Verbundpartnern der Berufsbildung ist es wichtig, dass Jugendliche eine passende Lehrstelle finden und Lehrbetriebe die geeigneten Lernenden rekrutieren können.

Der Lehrstellenmarkt unterliegt verschiedenen Einflüssen. Auf der Angebotsseite sind es strukturelle Veränderungen, konjunkturelle Schwankungen wie auch die Ausbildungsbereitschaft der Unternehmen.

Auf der Nachfrageseite wirken die demografische Entwicklung und die Interessen der Jugendlichen sowie ihr Umfeld. Diese Einflüsse können das Gleichgewicht auf dem Lehrstellenmarkt so verändern, dass ein Wettlauf um Ausbildungsplätze bzw. Lernende entsteht. Die Jugendlichen – aber auch ihre Eltern – geraten damit unter Druck, verfrühte Entscheidungen zu treffen, die Eignung und Neigung unzureichend berücksichtigen.

Um dieser Dynamik Gegensteuer zu geben und sicherzustellen, dass der Berufswahl- und Bewerbungsprozess gemäss einem sinnvollen Zeitplan erfolgen kann, haben sich die Verbundpartner der Berufsbildung zu einem gemeinsamen Commitment entschlossen. Das Commitment wird auch von privaten Anbietern von Lehrstellenplattformen sowie von Unternehmen mitgetragen.

Die gemeinsamen Grundsätze zum Berufswahl- und Rekrutierungsprozess von künftigen Lernenden
ermöglichen eine sorgfältige, zeitlich gut abgestimmte Berufswahl im Interesse aller Beteiligten. Das Commitment definiert Grundsätze zum zeitlichen Ablauf des Berufswahlprozesses bis zur Genehmigung des Lehrvertrages.

Das Commitment fördert ein gemeinsames Verständnis des Berufswahlprozesses mit seinen verschiedenen Phasen innerhalb des bestehenden Rahmens von Schullehrplänen, Arbeitsrecht und Berufsberatung. Die solidarische Beachtung des Berufswahlfahrplans ist im Interesse der Jugendlichen, Betriebe und Kantone. Sie wirkt dem Wettlauf um frühe Vertragsabschlüsse und damit der Gefahr von Lehrvertragsauflösungen entgegen.

Weitere Informationen
Grundsätze zu Berufswahlprozess und Lehrstellenbesetzung: Commitment der Verbundpartner

Auskünfte
Schweizerische Berufsbildungsämter-Konferenz
Christophe Nydegger, Präsident, Tel. 026 305 25 00, Mail christophe.nydegger@edufr.ch

 

Stellungnahmen der Verbundpartner der Berufsbildung

Kantone
«Wir kantonalen Berufsbildungsämter unterstützen das Commitment. Es ist uns ein zentrales Anliegen, dass Jugendliche ihre Entscheidungen im Berufswahlprozess in überlegter Weise und zum richtigen Zeitpunkt treffen können.» Im Namen der SBBK: Christophe Nydegger, Präsident

Organisationen der Arbeitswelt
«Die Berufswahl ist für alle involvierten Akteure ein anspruchsvoller Prozess. Das vorliegende Commitment der Verbundpartner fördert das Ziel, einen optimalen «Match» zwischen Jugendlichen und Ausbildungsbetrieben zu erreichen. Das ist ganz im Sinne der Arbeitgeber.» Nicole Meier, Leiterin Ressort Bildung Schweizerischer Arbeitgeberverband SAV «Als langjährige Bildungsverantwortliche beim Schweizerischen Gewerbeverband sgv war es mir immer ein grosses Anliegen, dass alle Jugendlichen frühzeitig einen umfassenden Berufswahlprozess durchlaufen können. Zu frühe Entscheide enden vielfach mit einem Abbruch der Lehre oder der Schule. Das muss verhindert werden.  Deshalb ist das nun vorliegende Commitment aller Verbundpartner richtig und wichtig.» Christine Davatz, Vize-Direktorin, Leiterin Ressort Berufsbildung Schweizerischer Gewerbeverband sgv

«Alle Jugendliche verdienen eine echte Chance, die für sie passende Lehrstelle zu finden. Lehrverträge dürfen deshalb nicht verfrüht abgeschlossen werden; eine seriöse Berufs- und Lehrbetriebswahl
braucht ausreichend Zeit.» Nicole Cornu, Zentralsekretärin Bildungspolitik und Jugend Schweizerischer Gewerkschaftsbund SGB

«Der Berufswahlprozess bezeichnet eine wichtige Phase im Leben der Jugendlichen. Das Commitment schafft mehr Raum für diesen Entscheidungsprozess. Das begrüsst Travail.Suisse sehr.»
Gabriel Fischer, Leiter Bildungspolitik Travail.Suisse

«Das gefällt Travail.Suisse an der Berufsbildung: Die Verbundpartner sind fähig zusammenzuarbeiten.
Hier mit Hilfe eines Commitments, das den zeitlichen Druck auf die Schülerinnen und Schüler im Berufswahlprozess minimiert.» Bruno Weber-Gobet, ehem. Leiter Bildungspolitik Travail.Suisse

Bund
«Mit dem Commitment setzen sich die Verbundpartner der Berufsbildung für ehrliche Chancen auf
dem Lehrstellenmarkt ein sowohl für Jugendliche als auch für Lehrbetriebe. Das SBFI begrüsst das
Commitment und trägt dieses mit.» Rémy Hübschi, Vizedirektor SBFI, Leiter Abteilung Berufs- und Weiterbildung

LCH
«Der Dachverband Lehrerinnen und Lehrer Schweiz (LCH) begrüsst das Commitment der Verbundpartner zur Einhaltung des Berufswahlfahrplans. Dies schafft Klarheit und ermöglicht den Jugendlichen und ihren Familien, den Lehrpersonen und den Lehrbetrieben die notwendige Zeit für einen sorgfältigen Berufswahlprozess.»
Samuel Zingg, Vize-Präsident LCH; Dr. Beat A. Schwendimann, Leiter Pädagogische Arbeitsstelle LCH

Unternehmen
«Durch die im Commitment aufgeführten Zeitpunkte zum Bewerbungsstart, der Lehrvertragsabschlüsse und der Genehmigung seitens der Kantone, wird den Jugendlichen ausreichend Zeit für eine sorgfältige Berufswahl ermöglicht. Als Ausbildungsbetriebe haben auch wir ein grosses Interesse an einem Prozess, der für alle Akteure transparent und klar ist. Wir halten uns daran.» IG Unternehmen mit nationaler Berufsbildung – Coop, login, Migros, Post, Swisscom und SV Services

Lehrstellenplattform gateway.one
«Dieses Commitment fördert die Bedeutung eines sorgfältigen Berufswahlprozesses und begünstigt
das Herausfinden der Passgenauigkeit von Ausbildungsbetrieben und Bewerbenden. Diesen entscheidenden Erfolgsfaktoren fühlen wir uns bei gateway.one seit über 20 Jahren verpflichtet und stimmen diesem Commitment daher gerne zu.»
Adrian Krebs, Geschäftsführer gateway.one

profunda-suisse
«profunda-suisse setzt sich dafür ein, dass die Jugendlichen und deren Eltern bzw. Erziehungsberechtigten von allen am Berufswahlprozess Beteiligten, den Berufsberatungspersonen, den Lehrpersonen und den Lehrbetrieben fachlich fundiert und mit genügend Zeit begleitet und unterstützt werden. profunda-suisse begrüsst daher das Commitment der Verbundpartner zur Einhaltung des Berufswahlfahrplans.»
Dr. Isabelle Zuppiger, Präsidentin profunda-suisse